Auslandsbericht Marie USA 2023 Teil 2

15. September 2023, 10:10 PM

Elmira, Oregon

Grüße aus Amerika!

Hallo,
schon komisch, wie die Zeit verfliegt. Plötzlich bin ich schon zwei Monate in Amerika und es fühlt sich so an, als wären erst zwei Tage vergangen, seit ich in Frankfurt in das Flugzeug gestiegen bin… Und trotzdem habe ich manchmal gleichzeitig das Gefühl, Elmira sei schon immer mein Zuhause gewesen.
In dem Monat seit meinem ersten Blogeintrag ist viel passiert: In der Schule, beim Football, beim Theater, in meiner Gastfamilie und auch, was meine Freunde in der Schule angeht.

In der Schule hat sich am wenigsten geändert, ich bin immer noch in den gleichen Klassen und finde inzwischen sogar die Klassenzimmer, ohne mit Karte in der Hand wie ein Freshman durch die Schule zu irren. Ich halte mittlerweile jeden Montag einen Vortrag in meiner Deutschklasse und habe in jedem meiner Kurse jemanden, mit dem ich mich im Unterricht unterhalten kann und nach dem Unterricht Hausaufgaben austauschen kann (oder die Lösungen von den Tests, die sich über 2 Tage ziehen. Ja, das gibt es! Wir hören am Ende der Unterrichtsstunde auf mit dem Test und Schreiben am nächsten Tag weiter.)

Auch in meiner Gastfamilie läuft es immer besser. Inzwischen habe ich mich an den normalen Tagesablauf gewöhnt, weiß bei den meisten Sachen, wo ich sie finden kann. Auch mit meinem Hostbruder verstehe ich mich gut und er bringt mir bei, Essen aus seinem Heimatland, Indonesien, zu kochen. Mit meiner Gastfamilie und Max, dem anderen deutschen Austauschschüler, den ich schon im letzten Artikel erwähnt habe, waren wir vor einigen Tagen sogar am Meer, wo wir in einem lila Buggy durch die Dünen gefahren sind. Das war definitiv eines meiner Highlights dieses Monats.

Beim Theater haben wir vor einigen Wochen Monologe (kurze Textstücke aus Filmen, Theaterstücken oder Büchern) vorgetragen und uns damit auf die verschiedenen Rollen und des diesjährigen Stückes beworben. Mit den ersten paar Seiten aus dem ersten Percy Jackson Buch habe ich mich erst vor meiner Klasse und dann, während der Lunchpause, vor der ganzen Schule auf eine Rolle in unserem Stück beworben. Und tatsächlich, als ein paar Tage später die Castliste für unser diesjähriges Theater, „Oh, Promise Me!“ von Pete Williams, an der Tür unseres Theaterraums hing, war mein Name für die Rolle von Gladys Vance eingetragen. Seitdem lerne ich meine Rolle und kümmere mich nebenbei um die Vermarktung unseres Stücks. Ich kann es kaum erwarten im Januar auf der Bühne zu performen.

Inzwischen habe ich auch außerhalb der anderen Austauschüler Freunde gefunden, mit denen ich in den meisten Mittagspausen zusammensitze. Das hat damit begonnen, dass eines der Mädchen aus meiner Deutschklasse, Sophia, mich während Lunch angesprochen hat, ob ich mich zu ihr setzen möchte. Seitdem sitze ich in fast jeder Pause mit Sophia und Maya in der Bücherei. Die beiden haben mich sogar eingeladen mitzukommen, als sie übers Wochenende an einen kleinen See östlich von unserer Schule gefahren sind und wir hatten viel Spaß, als wir mit Paddelbooten über Lake Odell gefahren sind, auf unserem Zimmer „Cards against humanity“ gespielt haben oder abends auf der Ladefläche des Trucks lagen und die Sterne angeschaut haben. Es war ein tolles Wochenende. In den Wochen danach kamen die beiden immer zu meinen Homegames von Football.

Homecoming war auch großartig. Die komplette Woche vorher war Spirit Week, in der wir jeden Tag nach verschiedenen Mottos gekleidet waren, Montag war „out of Bed“ Look, Dienstag neon, Mittwoch kamen wir alle in Pink zur Schule als Gruß an eine ehemalige Naturwissenschaftslehrerin, die wegen Brustkrebs behandelt wird und an diesem Mittwoch in der Schule vorbeischaute. Am Donnerstag waren wir dann für „Falcon Madness“ in Lila und Gold gekleidet und durften wären des Schulassemblies als Footballteam durch ein Banner rennen. Wir haben als Juniorklasse den Spiritpreis gewonnen und hatten damit das Recht, unserer US History und Theaterlehrerin die Haare abzurasieren. Freitag hatten wir eine Parade durch den Ort und haben uns am Abend das Homecoming Footballspiel angeschaut, wobei Homecoming King und Queen gekrönt wurden und nach dem Spiel ein großes E angezündet. Samstagabend fand dann der Dance statt. Maya, Kelana und ich gingen vorher zusammen in ein mexikanisches Restaurant. Obwohl der Tanzabend selbst nur 2 Stunden gedauert hat, hat es sehr viel Spaß gemacht.

In Football hat sich am meisten geändert. Von Anfang an, seitdem ich zu dem Team dazugekommen bin, wurde mir erklärt, dass es quasi unmöglich ist, dass wir ein Spiel gewinnen. Tatsächlich hatte mein Team, das JV-Team unserer Schule, seit 3 Jahren nicht nur kein Spiel mehr gewonnen, sondern auch keinen einzigen Touchdown gerannt und diese letzten Jahre spiegelten sich auch in unserem ersten Spiel wieder, als wir mit 76 zu 0 gegen Junction City verloren. Doch dann, bei dem Spiel gegen Cottage Grove, erzielten wir unseren ersten Touchdown seit 3 Jahren. Ich werde nie den Moment vergessen, als Jaden in die Endzone fiel und wir an der Seitenlinie komplett ausflippten. Dass wir das Spiel dann 36 zu 6 verloren haben, war danach kaum noch wichtig.

Das Spiel danach war mit 42 zu 0 wieder erfolglos für uns und meiner Meinung nach vielleicht das schlechteste Spiel das wir diese Saison gespielt haben, nicht wegen dem Endergebnis, sondern weil unser Team sich gegenseitig zerrissen hat. Beleidigungen, Flüche und Helme flogen durch die Luft, manche davon (sowohl Beleidigungen als auch Helme) trafen die Trainer, die darüber nicht glücklich waren. Nach einer Woche mit hartem Training und vielen Runden rennen, als wir alle dachten, dass der Erfolg der Saison mit dem Cottage Grove Spiel erreicht war, spielten wir gegen Creswell an unserer Schule. Und wieder rannten wir einen Touchdown, und noch einen. Insgesamt schafften wir 5 Touchdowns. 3 mehr als Creswell. Und mit einem Endstand von 14 zu 30 haben wir zum ersten Mal seit 3 Jahren als JV Team der Elmira High School ein Spiel gewonnen. In der Woche danach schaffen wir es schon wieder zu gewinnen, diesmal mit 14 zu 40 gegen Pleasant Hill. Danach hatten wir noch 3 weitere Spiele, von denen wir aber leider nur eines gewonnen haben.

Und dann, als das tägliche Football-Training gerade zur Normalität geworden war, die wöchentlichen Spiele zum regelmäßigen Highlight meiner Woche wurden und die Trainer endlich gemerkt hatten, dass ich nicht Maria heiße, war die JV-Footballsaison plötzlich vorbei. Wir spielten ein letztes Game, wuschen unser Jersey und gaben es in der Schule ab. Obwohl ich gerade zu Anfang der Saison bezweifelt habe, ob Football die richtige Sportart für mich ist, hätte ich jetzt gut und gerne noch einige Wochen oder Monate spielen können.

Trotzdem freu ich mich schon darauf, dass in wenigen Wochen die Wintersport Saison mit Wrestling und Basketball beginnt.

Go falcons!

Grüße,

Marie