Auslandsbericht Marie USA 2023 Teil 3

27. Dezember 2023 7:07 PM

Elmira, Oregon

Grüße aus Amerika! 

Hallo, 

schon wieder sind zwei Monate vergangen und so viel ist passiert. Sogar Weihnachten ist inzwischen vorbei.

Nachdem, wie ich euch im letzten Blogeintrag erzählt habe, die Football Saison endete und ich erstmals die Nachmittage frei hatte, begann ich mich schnell zu langweilen. Deshalb war ich froh, als zwei Wochen später Wrestling begann. 

Wrestling ist, wie mich sehr viele Wrestler (sehr stolz) gewarnt haben, schwieriger als Football. Zumindest für das Training stimmt das. Wir trainieren jeden Wochentag 2 Stunden und haben mindestens einen Wettbewerb pro Woche, zu dem wir oft mehrere Stunden fahren und sogar teilweise am Tag davor, um nicht um 2 Uhr früh an der Schule sein zu müssen. Die Wettbewerbe selbst sind meistens langweilig, wir sitzen um die 5 Stunden in einer überfüllten Turnhalle um dann 2-mal für weniger als 10 Minuten wresteln zu dürfen. Andererseits ist es immer cool, den anderen zuzujubeln und als Team Zeit zusammen zu verbringen.

Seit dem letzten Blogeintrag waren 2 verschiedene typisch amerikanische Festlichkeiten. Die erste davon, Thanksgiving, könnte man am ehesten noch mit Erntedank vergleichen, aber das wäre eine Untertreibung. 

Einige Tage vor Thanksgiving schon hatten wir eine Parade, bei der Kelana und ich bei Tressas Frauen-Footballteam mitgefahren sind. Nach der Parade hat deren Coach, der von Tressa schon wusste, dass ich Football spiele, mich gefragt, ob ich mich Ihrem Team anschließen möchte. Ab Januar werden wir anfangen zu trainieren und im Frühling dann einige Footballspiele haben.

Meine Host Mutter, Tressa hat gearbeitet, aber unsere Nachbarn haben uns eingeladen. Ein paar Tage davor hat Tressa mit uns auch Amisches Brot, das mehr Ähnlichkeiten mit Muffins als mit Brot hat, gebacken, damit wir es an Thanksgiving mit zu den Nachbarn nehmen können. Außerdem habe ich Vanillekipferl und Nussecken gebacken, weil Kelana und ich gebeten wurden etwas zu Essen aus unserem Heimatland mitzubringen.

Bei der Thanksgivingfeier wurde erst gegessen. Es gab Truthahn, Kartoffelbrei, Erbsen, Bratensoße und Stuffing, das sind meistens Kartoffeln, Erbsen und anderes Gemüse, zusammen mit Bacon und Käse, das eigentlich als Truthahnfüllung gedacht war, aber nicht in den Truthahn kam. Das ist das traditionelle Thanksgiving Essen. Danach gab es Pumpkin Pie und die anderen Nachspeisen, die wir mitgebracht hatten als offenes Buffet. Währenddessen haben wir ein Kartenspiel gespielt. Die Nachbarn, die uns eingeladen hatten, hatten Hundewelpen, von denen ich einen als Glücksbringer neben mich auf den Tisch setzen durfte während des Kartenspiels. Vielleicht hat der kleine Hund was gebracht, vielleicht hatte ich auch so Glück, aber ich war die vorletzte Person, die aus dem Spiel ausschied. 

Das zweite Fest war Weihnachten. Ich weiß natürlich, dass das kein spezifisch amerikanisches Fest ist, doch die Traditionen hier sind ein bisschen anders als bei uns in Deutschland. 

Unseren Tannenbaum haben wir schon vor Dezember aufgestellt und am 1. Dezember schon geschmückt. Am 23. Dezember haben wir unsere Nachbarn besucht und dort Weihnachten gefeiert. Unsere Nachbarin, Marie, hatte ein Buffet vorbereitet und wir haben im Garten ein Spiel gespielt, bei dem wir Plastikäxte auf eine Zielscheibe geworfen haben. 

An Heiligabend selbst, haben wir nicht wirklich was gemacht. Kelana und ich haben bei einer Burrito Bar im Communitycenter gemeinnützig geholfen und die Nachbarn besucht. Tressa war bei der Arbeit. 

Am nächsten Morgen, am 25. Dezember, haben wir dann tatsächlich Weihnachten gefeiert. Noch bevor Tressa von der Arbeit kam, haben Kelana und ich Frühstück vorbereitet. Nach dem Frühstück haben wir Geschenke geöffnet, erst aus einer Socke, die wir an den Kamin gehängt hatten, dann von unter dem Tannenbaum. Den Rest des Tages haben wir Weihnachtsfilme geschaut, uns ein Footballspiel angesehen und sind durch die Gegend gefahren, um uns schön dekorierte Häuser anzuschauen. Eines der Häuser war sogar mit einer Radiostation verbunden und hat die Lieder die auf dieser Radiostation gespielt wurden an ihrem Haus mit Lichtern animiert. 

In der Schule selbst hat sich nicht viel geändert. Es sind immer noch dieselben Fächer und Leute. Im Theater ist inzwischen ein ganzes Stück zusammengekommen, das wir im Januar dann aufführen werden. Ich bin schon aufgeregt, es endlich vor Publikum zu zeigen. Darüber erzähle ich euch dann im nächsten Blog.

Anfang November war außerdem internationale Woche, während der ich fast jede Unterrichtsstunde einen Vortrag in einer anderen Klasse gehalten habe. Währenddessen habe ich sehr viele kluge Fragen gestellt bekommen, aber leider auch:

  • Italien? Das ist doch die Hauptstadt von Paris?
  • Habt ihr Microwellen in Deutschland? 
  • Ist Putin immer noch Präsident von Deutschland? 

Alle Fragen waren gut gemeint, wenn auch die Leute beeindruckend schlecht informiert waren. 

Als jedoch ein Lehrer meinte, es wäre okay mir mitzuteilen, dass ich nicht tatsächlich aus Deutschland kommen kann, weil ich ja schließlich noch nie auf dem Oktoberfest war und nicht regelmäßig betrunken bin, als er bei uns Vertretungslehrer war, habe ich mich dann doch an unsere Schulleitung gewandt, auch weil er einige fragwürdige Dinge über den Tod von George Floyd gesagt hat. 

Das war am selben Tag wie die Thanksgiving Parade. 

Am gleichen Tag wurden auch Ämter in unserem Schulaction Council gewählt. Ich bin unter jeder Rolle angetreten in der Hoffnung, auf eines der Ämter gewählt zu werden. Sekretär wurde als Erstes gewählt, aber ich wurde nicht dafür gewählt. Das störte mich nicht wirklich, weil noch 3 weitere Ämter übrig waren und ich eh nicht wirklich scharf auf die Position war. Dann wählten wir Finanzwächter und das war das gleiche, nur dass jetzt nur noch 2 Ämter übrig waren. Vizepräsident und Präsident selbst. Die Wahl dafür verlief etwas anders, weil wir Vizepräsident nicht extra wählten, sondern die ein (oder in unserem Fall zwei) mit den meisten Stimmen Präsident und die Person danach Vizepräsident wurde. Nachdem wir abgestimmt hatten, hatten ich und ein anderes Mädchen gleich viele Stimmen. Statt nochmal zu wählen, einigten wir uns darauf, uns die Präsidentenposition zu teilen. 

Ein paar Tage nach Weihnachten hatten wir dann internationales Essen, wobei alle Austauschschüler Essen aus deren Heimatländern mitgebracht hatten. 

Jetzt freue ich mich darauf, im Januar unser Theaterstück auf die Bühne zu bringen und euch danach davon zu schreiben. 

Wenn ihr Fragen habt oder Themen, die ich mal erwähnen soll, schreibt mir doch mal an marie.lemmich [at] web.de (marie[dot]lemmich[at]web[dot]de)

Go Falcons!

Grüße,

Marie

PS.: Entschuldigung für meine Abwesenheit in den letzten Monaten. Dies ist der Blogeintrag für Oktober, November und Dezember. Danke für die Geduld!